Auf meinem Leben klebte lang das Schild
„ACHTUNG“ – überall!
Ich war immer auf der Hut, musste aufpassen, nichts falsch zu machen, niemanden zu verärgern.
„ACHTUNG“ Sei bloß nicht zu laut! Nimm nicht zu viel Raum ein! Lass dich nicht über den Tisch ziehen!
Ich musste quasi mein ganzes Verhalten kontrollieren – und nicht nur das: auch die äußeren Umstände, andere Menschen. Denn überall lauerte Gefahr! Die Gefahr, verurteilt, verlassen und ausgestoßen zu werden, nicht mehr geliebt zu werden. Die Gefahr mich zu blamieren, nicht verstanden zu werden, andere zu verletzen… die Liste war endlos!
Das war so unglaublich anstrengend, dass ich schließlich im Burnout landete. Die nächste bittere Erkenntnis war dann: ich hatte überhaupt keine Kontrolle über all das was ich dachte, kontrollieren zu müssen – noch nie!
Wenn also die Ganze Welt so unkontrollierbar ist, wie soll ich jemals Sicherheit und Ruhe finden?? Und wo?
Schließlich dämmerte es mir: es geht nicht um Kontrolle, sondern um Vertrauen. Es geht nicht um festhalten sondern um das Wissen, immer gehalten zu sein. Es geht nicht um „ACHTUNG!“, sondern um „ACHTSAMKEIT“!
Das einzige was ich kontrollieren kann ist die Aufmerksamkeit, die ich meinen Gedanken schenke. Die Gedanken kommen und gehen, auch sie sind unkontrollierbar, immer da. Aber ich kann entscheiden, ob ich ihnen Glauben und sie weiter verfolgen oder sie verwerfen und weiterziehen lassen will.
Das erreiche ich durch ACHTSAMKEIT. Ich bin mir bewusst geworden, dass es gar nicht meine Gedanken sind, sondern ein Sammelsurium an allem, was ich je aufgeschnappt habe und womit ich mich so den ganzen Tag beriesele. Ich bin also auch nicht die Denkerin, produziere diese Gedanken nicht. Sie kommen einfach, sind da und gehen wieder. Ich entscheide, auf welchen ich mich fokussieren will.
ACHTSAMKEIT mir selbst gegenüber, meinen Gefühlen und körperlichen Empfindungen, die meine Richtungsanzeiger sind und mir signalisieren, wo Gefahr droht und wohin meine Seele will.
ACHTSAMKEIT für all das, was das Leben mir schenkt.
ACHTSAMKEIT ist so ein abgedroschenes Wort, ich weiß!
Was ich darunter verstehe ist die Aufmerksamkeit für das, was gerade in diesem Augenblick da ist, was ich dabei empfinde und das dann mit allen Sinnen wahrzunehmen.
Tiefer in mich reinzuhorchen und zu -spüren.
Ruhiger werden um das, was sich mir offenbaren will, wahrnehmen zu können.
Näher ranzugehen, das was ich wahrnehme unter die Lupe zu nehmen.
Wer schnell rennt, nimmt nur wenig wahr und braucht deshalb diese
„ACHTUNG“ Schilder, um nicht ständig auf die Nase zu fallen. Die führen meist in die falsche Richtung, selten ans Ziel (wenn wir das überhaupt kennen!).
Wer langsam wird, jeden Schritt bewusst tut, der kommt kontinuierlich voran, kann all die Blumen am Wegrand erkennen und die helfenden Hände, die sich ihm/ihr entgegenstrecken. Und hier wird der Weg zum Ziel, ist das Ziel nur ein Anhaltspunkt, der eine Richtung vorgibt und dr jederzeit neu definiert werden darf.
Wenn du magst, nimm dir einen Augenblick um wahrzunehmen, wo du gerade bist, was du gerade empfindest, sowohl körperlich als auch emotional und was du von dir selbst für eine Botschaft bekommst.
Du bist dir nämlich tatsächlich selbst der beste Ratgeber, wenn du dir wirklich zuhörst!