Die Hoffnung, dass es besser wird, ist der Zweifel, dass es gut ist, wie es ist.
Wenn ich darauf warte, dass es besser wird, bedeutet das gleichzeitig, dass ich nicht akzeptiere, was gerade ist. Oft versuche ich es zu ignorieren oder gehe in Widerstand.
Seit vielen Jahren schon habe ich einen schwelenden Konflikt mit einem mir sehr nahe stehenden Menschen. Ich sehe ihn leiden und sich selbst und anderen das Leben schwer machen. Immer wenn es ihm besser ging, war ich voller Hoffnung, dass es jetzt „endlich aufwärts geht“, dass er „die Kurve kriegt“. Ich habe alles mögliche getan, um ihn zu unterstützen, war immer da, wenn er mich „brauchte“. Und wenn er mich angegriffen hat, bin ich ruhig geblieben, habe es über mich ergehen lassen, denn ich wusste ja, dass er in seinem Schmerz ist und es sein Problem war…
Aber warum habe ich meine Grenzen nicht klarer gezogen? Ich fühlte mich verantwortlich, wollte nicht schuld an einem Absturz sein und habe meinem Verhalten und meinen Worten eine viel zu große Bedeutung beigemessen.
Der wichtigste Punkt aber war, dass ich sein Leid nicht akzeptieren wollte. Ich hatte immer die Hoffnung auf Besserung.
Warum?
Vordergründig, weil ich wollte, dass es ihm gut geht. Doch tatsächlich wollte ich MEINEN Schmerz loswerden, war nicht bereit, die Situation zu akzeptieren, wie sie ist.
Was ist, wenn alles gut ist, wie es ist?
Er möchte vielleicht seinen eigenen Weg finden, seine Grenzen testen, ja möglicherweise einfach leiden?!
Ich habe schlicht KEINE AHNUNG, was sein Weg ist. Und es geht mich nichts an.
Wohl aber geht MEIN Wohl mich was an und bin ICH für mich verantwortlich. Ich darf dafür sorgen, dass es mir gut geht und Grenzen setzen!
Und es ist okay, dass das schmerzhaft ist und ich darunter leide! Ich akzeptiere meinen eigenen Schmerz, spüre ihn und muss ihn nicht loswerden.
Es ist gut, dass ich den Schmerz, die Trauer und Wut fühle, denn sie wollen mich lehren und ins JETZT zurückholen. Jetzt begreife ich das erst!
Ich dachte immer, wenn alles gut ist, geht’s mir gut, bin ich glücklich. Das stimmt… und es schließt Schmerz, Wut und Trauer nicht aus. Diese Gefühle sind auch okay und ich heiße sie willkommen! Ich kann wütend und gleichzeitig glücklich darüber sein, ich kann den Schmerz spüren und gleichzeitig wissen, dass es gut ist, wie es ist.
Diese Erkenntnis macht mich so unglaublich frei
Ich habe die Hoffnung aufgegeben. Und das ist eine gute Nachricht, denn es bedeutet, es ist gut, so wie es ist. Ich muss nicht mehr warten und bangen, jede meiner Handlungen und Worte auf die Goldwaage legen, mich nicht mehr beklagen, nicht mehr gegen etwas kämpfen.
Worauf hoffst du noch? Was, wenn alles gut ist, wie es ist?