Es ist nie zu spät, zu werden wer du wirklich bist!
„Woran merke ich denn, dass ich NICHT wirklich ICH bin?“ fragst du vielleicht.
Ganz einfach daran, dass du dir genau diese Frage stellst und/oder den Wunsch hast, anders zu sein als du bist.
Niemand hat mir beigebracht zu sein, wie ich bin. Ich hatte auch keine Vorbilder. Ich bin – wie du wahrscheinlich auch – in einer Welt aufgewachsen, wo jeder so gut wie möglich versucht, die Rolle auszufüllen, die er scheinbar zugeteilt bekommen hat – oder dagegen rebelliert – oder sich eine andere Rolle „erkämpft“.
Im besten Fall hatte ich die Wahl, welche Rolle ich spielen will. Im schlimmsten Fall hieß es „Friss oder stirb!“ . Dann hab ich erst versucht zu rebellieren und irgendwann – oft ohne es zu merken – aufgegeben und mich angepasst.
Oder ich habe mich geweigert und bin dadurch in die Rolle der Rebellin gerutscht. Denn Verständnis für meine Weigerung bekam ich nie. Also fühlte ich mich falsch und suchte immer nach einem Weg, wieder „reinzupassen“ um akzeptiert und geliebt zu werden.
Erst nach knapp 50 Jahren, als ich am Ende meiner Kräfte angelangt bin, weil diese Masken und Rüstungen mich erdrückten und nicht mehr atmen ließen, habe ich begonnen, sie abzulegen.
Das habe ich mich erst an einem Punkt getraut, an dem ich regelrecht „lebensmüde“ war. Da war es mir schlicht egal ob ich von irgendjemandem geliebt werde, Erwartungen nicht erfülle oder irgendwas falsch mache. Es war mir egal, weil ich mich so völlig abgetrennt von allem fühlte, so fern von anderen Menschen. Gleichzeitig spürte ich mich selbst überhaupt nicht mehr.
Da wurde mir klar, dass ich mich selbst in all diesen Rollen verloren hatte. Ich spürte mich nicht mehr.
Das erste, was ich dann spürte, war Selbsthass.
Es gab tatsächlich einen Augenblick im Sommer 2017, als ich im Auto unterwegs war und mich fragte, weshalb ich überhaupt noch leben will und ob es nicht besser wäre, wenn endlich alles vorbei wäre. Ich wollte einfach nicht mehr. Also war es vielleicht besser, dem ein Ende zu setzen. Mir wurde klar, dass ich nicht sterben will, aber etwas in mir war gestorben und etwas neues durfte entstehen.
Ich machte mich auf die Reise zu mir selbst.
Und ich weiß, dass ich noch immer nicht angekommen bin. Jedesmal, wenn ich das denke, entdecke ich eine weitere Schicht und der Prozess beginnt von Neuem.
Ich warte jetzt nicht mehr auf den endgültigen „Befreiungsschlag“ oder die „Erleuchtung“… denn ich habe verstanden, dass Authentizität kein Ziel ist sondern ein Prozess. Ein Prozess, der erst endet, wenn ich dieses Leben verlasse…oder vielleicht nicht mal dann. Denn ich bin ja keine Steinskulptur sondern ein lebendiges Wesen, das sich ständig verändert, weiterentwickelt und neu entdecken darf.
Was ich im Augenblick gerade lerne, ist meine Scham zu überwinden und mich zu zeigen mit allem was ist.
Scheiß auf die Rolle, in der ich gerade bin oder meine und andere Erwartungen
Ich will mich spüren und die anderen wollen mich auch spüren. Nur dann können sie für sich entscheiden, ob sie mich gut finden oder lieber die Beine in die Hand nehmen!
„Be who you are because those who mind don‘t matter and those who matter don‘t mind.“
Und jeder Tag, an dem ich mich lebendig fühle und mich selbst besser kennenlerne zählt! JEDER EINZELNE VERDAMMTE TAG!
Ich schreibe das gerade nicht, weil ich mich glücklich fühle, sondern weil ich mit meinem tiefsten Schmerz konfrontiert bin und ihn zum ersten Mal komplett zulassen, ganz in ihn eintauchen kann
Es tut unglaublich weh und ist gleichzeitig so befreiend. Denn ich weiß, er wird nicht ewig dauern er will nur gefühlt werden. Und ich darf lernen, ihn als einen Teil von mir anzunehmen. Ich darf mir anschauen, was er mir zeigen will und wo ich mich noch immer nicht selbst erkannt habe oder mich noch verleugne.
Du bist wundervoll und du bist genauso gemeint wie du bist
Ein Meisterstück und gleichzeitig ein unfertiges Werk